Landflucht

Das vorliegende Issue zeigt auf, welche Bedingungen die Zu- und Abwanderung von jungen Menschen in ländlichen Regionen beeinflussen, welche Herausforderungen eine zunehmende Abwanderung junger Menschen für Landgemeinden mit sich bringen kann und welche Handlungsmöglichkeiten die Gemeinden mithilfe der offenen Kinder- und Jugendarbeit haben, um darauf einzuwirken. 

Binnenwanderung und demografischer Wandel in der Schweiz

In der Schweiz wechseln über 400‘000 Einwohner*innen jährlich in Form einer «Binnenwanderung» den Wohnort. Dieser Begriff schliesst sowohl den Wohnortswechsel zwischen zwei Gemeinden des gleichen Kantons (intrakantonal) als auch den zwischen zwei Gemeinden verschiedener Kantone (interkantonal) ein (BFS 2009: 42). Mehrheitlich finden eine Abwanderung aus ländlichen Gebieten und eine Zuwanderung in städtische Gebiete statt. Der Wohnortswechsel geschieht meist im Alter zwischen 20 und 43 Jahren, mit einem Höhepunkt im Alter von 27 Jahren. Personen ab 65 Jahren wechseln den Wohnort hingegen nur noch selten. Dies hat zur Folge, dass der prozentuale Anteil älterer Menschen auf dem Land anwächst und der Anteil junger Menschen abnimmt (BFS 2019). Der Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass die Demografie der Schweiz sich verändert und die Alterung der Bevölkerung weiter voranschreitet (BFS 2020: 2). Der Anteil Kinder und Jugendlicher unter 20 Jahren liegt inzwischen bei unter 20% der Gesamtbevölkerung und wird auch in Zukunft weiter abnehmen. Auch der Anteil der Personen im Erwerbsalter von 20 – 64 Jahren nimmt deutlich ab. Hingegen steigt der Anteil der über 65-Jährigen rasant an (ebd.).

Folgen und Herausforderungen

Die Abwanderung von Personen im Erwerbsalter in mehrheitlich städtische Gebiete und der Anstieg des Anteils der Menschen im Pensionsalter auf dem Land hat zum einen Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft von ländlichen Gemeinden, zum anderen aber auch auf die Gemeinschaft und das Zusammenleben: 

  1. Der sogenannte «Brain Drain» beschreibt den Umstand, dass mit der Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften (SAB 2003: 5) in die Städte (mit einem grösseren und attraktiveren Ausbildungs- und Arbeitsmarkt) wertvolle Ressourcen der Landgemeinden verloren gehen. Dies hat zur Folge, dass keine neuen Angebote geschaffen sowie vorhandene Angebote weniger genutzt und abgebaut werden, wodurch die Attraktivität für eventuelle Neuzuzüger*innen weiter sinkt. Ländliche Gemeinden laufen Gefahr, aufgrund dieser Zusammenhänge immer seltener als Lebensorte für junge Menschen, Erwerbstätige und Familien infrage zu kommen, obwohl diese grundsätzlich gerne dort leben würden (ebd.).
  2. Die Bevölkerungsstruktur in den Gemeinden wird homogener. Gesellschaftliche Diversität in Hinblick auf Alter, soziale Herkunft, Bildung aber auch politische Orientierung verlagert sich ebenfalls in die Städte und macht die Landgemeinden hinsichtlich ihrer Zusammensetzung einseitig. Dies kann zwar zu mehr Nähe und Hilfsbereitschaft unter der Bevölkerung führen, begünstigt jedoch die Ausgrenzung von Minderheiten. Auch politische Entscheide, die sich an den Bedürfnissen der Mehrheit in der jeweiligen Gemeinde orientieren, verstärken diesen Effekt. Die Auswirkungen zeigen sich u.a. in kulturellen Anlässen und Freizeitangeboten, die bspw. immer weniger den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen entsprechen. Als Folge orientieren sich Kinder und Jugendliche an Angeboten ausserhalb der Wohngemeinde.
  3. Für die Identifikation mit der Wohngemeinde ist es notwendig, auch in der Freizeit am Wohnort Erfahrungen zu machen und Erlebnisse zu sammeln (Wagner 2013). Ist dies nicht bzw. nur unzureichend möglich, nehmen Engagements in der Wohngemeinde ab, was am fehlenden Nachwuchs in den Vereinen und bei ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie ganz besonders in der sinkenden politischen Partizipation sichtbar wird.

Kinder und Jugendliche auf dem Land

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) befragte im Jahr 2015 Kinder und Jugendliche zwischen 7 – 15 Jahren aus Berggemeinden nach ihren Bedürfnissen. Das Ziel war es herauszufinden, was junge Menschen dazu bewegt, aus ihren Heimatgemeinden wegzugehen. Es stellte sich heraus, dass ¾ der befragten Kinder und Jugendlichen gerne in den Berggebieten wohnen bleiben würden, jedoch nur die Hälfte von ihnen davon ausgeht, dass dies aufgrund der Erwerbsmöglichkeiten auch realisierbar sein wird. Auch eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt, dass viele Jugendliche aus ländlichen Regionen das Leben auf dem Land schätzen, sich jedoch beim Zugang zu Bildung und Beruf sowie Freizeitangeboten im Vergleich zur urbanen Jugend deutlich benachteiligt fühlen (DJI 2016: 38). 
Neben den Bildungs-, Berufs- und Freizeitangeboten werden in den beiden Studien noch weitere sog. «Push-Pull-Faktoren» (Lee 1966), also Faktoren, welche die Entscheidung der Menschen zum Bleiben oder Wegziehen beeinflussen, genannt. Mobilität (gute ÖV-Anbindung), kostenlos zugängliche Räume, kostenfreies und schnelles Internet sowie bezahlbare Mietwohnungen wurden dabei am häufigsten genannt.

Handlungsmöglichkeiten der Gemeinden und der OKJA 

Um der Abwanderung von jungen Menschen aus ländlichen Regionen etwas entgegenzusetzen, haben Gemeinden verschiedene Handlungsmöglichkeiten, die sie individuell anwenden und nutzen können. Die Studie «Jugend im Blick – Regionale Bewältigung demografischer Entwicklungen» hat diese untersucht. In der folgenden Aufzählung werden die Studienergebnisse für Handlungsmöglichkeiten von Gemeinden zusammengefasst (DJI 2016: 46-50):

  1. Attraktives Freizeitangebot etablieren und sicherstellen (z.B. OKJA, Vereine etc.)
  2. Gutes ÖV-Angebot sichern
  3. Kostenfreien Breitband-Internet-HotSpot auf öffentlichen Plätzen in jedem Dorf und jedem Schulbus bereitstellen
  4. Vorhandene Räumlichkeiten und Ressourcen teilen (z.B. OKJA und Schule)
  5. Aktive Einbindung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf politischer Ebene (z.B. mittels E-Democracy oder der Einrichtung einer zivilgesellschaftlichen Koordinierungsstelle mit Jugendbeauftragten) / Nachwuchsförderung
  6. Bildungsberatung und lebensweltnahe Berufsorientierung zur Verfügung stellen
  7. Transparenz des lokalen Ausbildungs- und Stellenmarktes für Jugendliche herstellen
  8. Bildungs- und Berufsangebote ausbauen und fördern

Ziel der Gemeinden, so die Studie, sollte es sein, in verschiedenen Handlungsfeldern Angebote zu schaffen, die das Leben in ländlichen Regionen für junge Menschen attraktiver machen und sie zum Bleiben oder Zurückkehren motivieren.

Mit ihren Grundprinzipien und ihrem Leistungsangebot ist die OKJA in Bezug auf die Förderung von Handlungsmöglichkeiten, insbesondere in den Bereichen «Freizeitgestaltung» und «Partizipation», eine optimale Partnerin der Gemeinden und kann diese in ihrem Bestreben, die Attraktivität ländlicher Regionen für junge Menschen zu steigern, professionell unterstützen (mehr dazu: Punkt 6 «Leistungen OKJA»).


+ -

Betroffene Politikbereiche

Wirtschafts- und Regionalpolitik

  • Bestimmt über Wirtschaftsstandorte und das Angebot von Lehr- und Arbeitsstellen in ländlichen Regionen.
  • Die Kooperation zwischen verschiedenen Gemeinden und Regionen ermöglicht Ressourcenteilung und gegenseitige Ergänzung.

Sozial-, Bildungs- und Jugendpolitik

  • Bestimmt über den Zugang zu informellen Bildungsangeboten.
  • Kann den Einsatz einer offenen Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen.
  • Kann Räume, Zugänge und Gestaltungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen.
  • Kann den Anliegen der Kinder und Jugendlichen Gehör geben und diese in Entscheidungen miteinbeziehen.
  • Kann die politische Partizipation von Kindern und Jugendlichen fördern.

Verkehrspolitik

  • Kann die Anbindung der ländlichen Regionen an die Städte durch öffentliche Verkehrsmittel fördern.

+ -

Potential und Herausforderungen

Potential


Identifikation und Verbundenheit mit der Wohngemeinde stärken
Durch jugendkulturelle Anlässe und Freizeiterlebnisse innerhalb der Gemeinden und Regionen, welche sich an den Bedürfnissen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientieren, können die Identifikation und somit die Verbundenheit mit der Wohngemeinde gestärkt werden.

Stigmatisierung entgegenwirken
Verschiedene Faktoren bestärken die Stigmatisierung des ländlichen Raums und fördern somit ein negatives Image der Landgemeinden als «zurückgeblieben» (Engel et al. 2019: 9). Die OKJA kann mit entsprechenden Projekten entgegenwirken und damit Negativbildern von ländlichen Regionen sowie Stigmatisierungstendenzen etwas entgegenstellen. 

Alltägliche Partizipation fördern / Demokratiebildung
In ihrer Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche kann die OKJA die demokratische Beteiligung in verschiedensten alltäglichen Bereichen und Tätigkeiten fördern, bspw. bei der Gestaltung von Räumen, Angeboten und Projekten oder bei der Pflege eines kontinuierlichen und friedlichen Dialogs. Dadurch stärkt die OKJA das Selbstwirksamkeitsempfinden bei Kindern und Jugendlichen, welches sich positiv in der Prävention in verschiedenen Bereichen auswirkt und eng mit der Identitätsbildung bei jungen Menschen zusammenhängt (Signer-Fischer 2019: 3f.).

Partizipation in der Regional- und Raumentwicklung
Vernetzung und methodisches Wissen um die Partizipation anzuregen oder wirkungsorientiert zu arbeiten sowie der gute Draht zu Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Bezugspersonen sind Ressourcen der OKJA, von denen die Regionalentwicklung profitieren kann – und umgekehrt (Regiosuisse 2017). Zentral dabei ist die Vernetzungsarbeit mit den Regionalkonferenzen im Kanton Bern (siehe JGK und ARE). 
 

Herausforderungen


«Push-/Pull-Faktoren»
Neben den ökonomischen Faktoren (Lehr- und Arbeitsstellen, Mobilität) spielen auch die soziokulturellen Faktoren (Freizeitangebote, Partizipation) eine bedeutende Rolle. Je attraktiver die Angebote für junge Menschen in diesen Bereichen sind, desto mehr von ihnen entscheiden sich für einen Verbleib oder späteren Rückzug (bspw. nach der Lehre) in ländliche(n) Regionen.

Bewusstsein schaffen für Regionalentwicklung
Soziokulturelle Faktoren bestimmen über die Attraktivität eines Standorts und müssen als wichtige Elemente der Regionalentwicklung berücksichtigt und gestärkt werden. Die OKJA kann in entsprechende Netzwerke einbezogen werden und insbesondere in den Handlungsfeldern «Freizeitgestaltung» und «Jugendliche Belange und Jugendpartizipation» eine bedeutende Rolle einnehmen.

Mangelnde Diversität in den Gemeinden
In ländlichen Gemeinden mit homogener Bevölkerungsstruktur kann die Ausgrenzung von Minderheiten vermehrt auftreten. Politische Entscheide, die sich an den Bedürfnissen der Mehrheit orientieren, verstärken diesen Effekt. Eine Auswirkung kann sein, dass kulturelle Anlässe, Freizeitangebote, Möglichkeiten zur Mitgestaltung in der Gemeinde usw. dadurch immer weniger den Bedürfnissen von jungen Menschen entsprechen. Als Folge orientieren sie sich an Angeboten ausserhalb der Wohngemeinde.

«Brain-Drain»
Der «Brain-Drain» sorgt für einen Spiraleffekt: Durch die Abwanderung (hochqualifizierter) Arbeitskräfte entsteht ein Angebotsloch im Lehrstellen- und Arbeitssektor, wodurch die Attraktivität für eventuelle Neuzuzüger*innen weiter sinkt. Ländliche Gemeinden kommen dadurch immer seltener als Lebensorte für junge Menschen, Erwerbstätige und Familien infrage. Dies hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der OKJA: Da Kinder und Jugendliche ihre Hauptzielgruppe bilden, ist das Bestehen der Angebote der OKJA vom jeweiligen Anteil in den Gemeinden abhängig. Gemeinden mit einer zu geringen Anzahl Kinder und Jugendlicher können keine Angebote der OKJA aufrechterhalten.


+ -

Werte / Haltungen / Forderungen

Für den Entscheid junger Menschen, in ihrer Wohngemeinde zu bleiben oder woanders hinzugehen, sind nicht einzig Gründe der Berufswahl ausschlaggebend, sondern ganz besonders auch der Grad an gesellschaftlicher Teilhabe sowie die positive Bewertung der Region an sich (Engel et al. 2019).

Teilhabe und Teilnahme / Partizipation

Die OKJA nimmt unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen der Bevölkerung auf. Wo Partizipation noch nicht etabliert ist, übersetzt sie die Anliegen und bringt verschiedene Akteur*innen für einen Austausch zusammen. Dadurch werden neue Möglichkeiten und Ressourcen des gemeinschaftlichen Miteinanders in der Gemeinde geschaffen. In einer Kultur, die von Teilhabe und Teilnahme geprägt ist, lernen Kinder und Jugendliche, dass sie ein anerkannter Teil der Gemeinschaft sind und ebenfalls eine Stimme haben, die gehört wird. Sie können bei lokalen und regionalen Prozessen, wie zum Beispiel der Regionalentwicklung, eingebunden werden. 
Durch Partizipation und Teilhabe auf allen Ebenen werden der soziale Zusammenhalt gestärkt und die Chancengerechtigkeit erhöht. Dies minimiert die «Push-Faktoren», wirkt dem «Brain-Drain» entgegen und fördert die Diversität in der Gemeindeentwicklung, wodurch ein attraktives Lebensumfeld für die gesamte Bevölkerung geschaffen wird. 

Förderung der Identifikation und Verbundenheit mit der eigenen Region

Die OKJA fördert in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und Identität. Im Rahmen eines partizipativen Klimas lernen Kinder und Jugendliche, dass sie den Wohnort und die Region mitgestalten und mitprägen können. Wer sich in seinem Wohnort willkommen fühlt, wer teilnehmen, teilhaben und mitarbeiten kann, entwickelt viel wahrscheinlicher eine Verbundenheit. Mit der eigenen Region verbunden zu sein bedeutet, sich aktiv für deren Entwicklung einzusetzen. Regional verbundene Kinder und Jugendliche haben das Potential, die Region langfristig zu prägen und sind damit Vorbilder für nachfolgende Generationen.


+ -

Relevanz gem. Ziele FKJV* (ehem. ASIV)

Sozialisation

Die offene Kinder- und Jugendarbeit verfolgt mit ihrer sozialräumlichen Arbeit das Ziel, möglichst gute Lebens- und Entwicklungsbedingungen für Kinder und Jugendliche zu erwirken. Sie bezieht das soziale Umfeld und die Räume, in denen sich Kinder und Jugendliche bewegen, in ihre Arbeit mit ein. Damit ermöglicht sie ihnen Aneignungsprozesse und positioniert sich als wichtige Schaltstelle im Sozialraum von Kindern und Jugendlichen. 

Mitwirkung

Über die Mitwirkung auf allen Ebenen werden Selbstwirksamkeit und die Identität der jungen Menschen mit ihrem Umfeld gefördert. Insbesondere über die politische Partizipation wird es jungen Menschen ermöglicht, sich aktiv für eine Gemeindeentwicklung einzusetzen, an politischen Abläufen teilzuhaben und ihr Umfeld aktiv mitzugestalten.

Stärkung der Jugendkultur

Über die Förderung der Jugendkultur werden Identifikation und Verbundenheit mit der Wohngemeinde gestärkt sowie einer Stigmatisierung des ländlichen Raumes entgegengewirkt (bspw. durch jugendkulturelle Anlässe). Mittels der Bereitstellung von Räumen und Experimentierfeldern (bspw. brachliegender Flächen) erfahren junge Menschen neue Möglichkeiten in der (Freizeit-)Gestaltung ihrer Wohngemeinde sowie in ihrer Selbstwirksamkeit und können eine stärkere emotionale Bindung zum Ort entwickeln.

Kinder- und jugendgerechte Rahmenbedingungen

Kinder und Jugendliche werden altersgerecht in die Gemeinde- und Regionalentwicklung miteinbezogen. Somit werden Strukturen für echte Partizipation geschaffen und das Lebensumfeld attraktiv gestaltet. Durch die Optimierung der Rahmenbedingungen werden Strukturen (ÖV, Working Space, WiFi Netze) jugendgerecht angepasst. Die Möglichkeit zur Teilhabe und Mitgestaltung der Kinder und Jugendlichen kann bei einem Entscheid für oder gegen den späteren Wegzug ausschlaggebend sein.


*Verordnung über die Angebote zur sozialen Integration, Kanton Bern (ASIV)


+ -

Leistungen OKJA

Förderung Kinder- und Jugendkultur

Kinder- und Jugendkultur kann kreativ, unerwartet und ungewöhnlich sein und damit auch an tradierten Normen «anecken». Wo die bestehenden Strukturen oder die Bevölkerung nicht genügend Raum für Jugendkultur bieten (kann), vermittelt die OKJA zwischen den Kindern und Jugendlichen und anderen Gemeindemitgliedern. Zudem kann sie Räume zur Verfügung stellen, in denen Kinder und Jugendliche ihre Kreativität ausleben und weiterentwickeln können. Damit gibt sie den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, eigene Lösungswege und Weltanschauungen zu entwickeln sowie sich untereinander zu vernetzen. Darüber hinaus können mit der Hilfe der OKJA lokale Kleinszenen unterstützt werden und eine Vernetzung mit grösseren Kunstgruppierungen im städtischen Raum unterstützt werden. Auf diese Weise kann sich auch auf dem Land Jugendkultur (weiter-)entwickeln und (neue) Identifikationsmöglichkeiten bieten. 

Stigmatisierung entgegenwirken

Die OKJA unterstützt und stärkt Minderheiten. Dafür schafft sie Zugang zu finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen, vernetzt die Bevölkerung und unterstützt die Erarbeitung von kreativen Lösungen. Über entsprechend konzipierte Projekte kann das «langweilige» Image der ländlichen Regionen aufgewertet werden und für unterschiedliche Interessengruppen ein attraktives Lebensumfeld geschaffen werden. 

Sozialraumorientierte Projekte

Die OKJA besucht Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt und unterstützt und fördert sie dort. In die Umsetzung der Projekte und Angebote kann die OKJA die Ressourcen (Material, Räumlichkeit, Wissen) aus dem Sozialraum der Kinder und Jugendlichen einbeziehen. Dadurch wird der Austausch in der Bevölkerung gefördert und neue Kooperationen geschaffen. 

Festigung der Mitwirkungsstrukturen junger Menschen auf Gemeindeebene

Kinder und Jugendliche gehen unvoreingenommen und kreativ an bestehende Herausforderungen heran und entwickeln dabei mitunter ungewohnte Ideen und Lösungen. Diese Ressourcen sind wertvoll und können von Gemeinden für zukünftige Herausforderungen genutzt werden. Die OKJA unterstützt Kinder und Jugendliche darin, ihre Ideen in Politik und Verwaltung einzubringen und hilft bei der Entwicklung von Strukturen für die langfristige Partizipation von jungen Menschen in der Gemeinde. 

Vernetzung und Zusammenarbeit mit Akteur*innen der Gemeinden und Raumentwicklung

Die OKJA kennt die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, ist regional und überregional vernetzt und verfügt über ein breites Fachwissen im Bereich der sozialen Arbeit. Mit diesem Wissen kann sie die Gemeinde- und Regionalentwicklung sinnvoll fördern, an zukunftsweisenden Lösungen mitarbeiten sowie regionale Kooperationen unterstützen.


+ -

Konkreter Nutzen

für Kinder / Jugendliche

  • Fühlen sich zugehörig, da sie (bspw. bei der Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums) mitgestalten können und gehört werden.
  • Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Kindern und Jugendlichen aus der Region.
  • Erfahrung, selber Lösungen für Probleme finden zu können und nicht immer abhängig zu sein (Selbstwirksamkeit).
  • Trauen es sich zu, ihre Wünsche gegenüber den Erwachsenen (OKJA, Gemeinde) zu äussern und lokale Ressourcen für die Umsetzung zu nutzen (bspw. Aufbau eines Skateparks). 
  • Erwachsene Entscheidungsträger*innen werden auf die Themen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht und setzen sich für ihre Anliegen ein (bspw. durch die Nutzung brachliegender Flächen als Erlebnisspielplätze).
  • Politische Partizipation ermöglicht die Mitgestaltung der eigenen Zukunft.

für Gemeinden / die Gesellschaft

  • Image verbessern («In unserer Gemeinde geht etwas»).
  • Ländlichen Raum beleben / in den Fokus stellen.
  • Brachliegende Räume wiederbeleben.
  • Weniger junge Leute wandern ab bzw. sie kommen nach der Ausbildung wieder zurück aufs Land.
  • Förderung der gesellschaftlichen Diversität in Gemeinde / Region und des gegenseitigen Verständnisses (wodurch die Stigmatisierung von Einzelpersonen oder Gruppen erschwert wird).
  • Bestehendes muss nicht, aber kann verändert und erneuert werden.
  • Freiwilliges Engagement wird gefördert.  
  • Förderung des intergenerationalen Austauschs: Wenn Kinder und Jugendliche in gemeinschaftliche Prozesse integriert werden, entwickeln sie Interesse und Verbundenheit für die bzw. mit den Älteren.

+ -

Good Practice

Summer Opening Lauterbrunnen

Die Jugendarbeit Lütschinentäler unterstützt Jugendliche bei der Organisation eines Sommer-Events mit Konzert, Workshops und weiteren Programmpunkten. Das Ziel dabei ist, den Jugendlichen eine Plattform zu bieten, um ihre Ideen zu realisieren, Verantwortung zu übernehmen und Jugendkultur im Lauterbrunnental zu fördern.

Jugendarbeit Bödeli

Bahnhofstrasse 5b
3800 Unterseen
033 823 10 69
team@jabinfo.ch
www.jabinfo.ch


«engage»

Seit Anfang April 2019 läuft in der Region Kerzers das Projekt «engage», in Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Schweizer Jugendparlamente (DSJ). Ziel des engage-Prozesses ist die Förderung des politischen Engagements von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Gemeinde. In der Region Kerzers wurde dafür bei allen 12- bis 25-Jährigen eine umfangreiche Jugendumfrage durchgeführt sowie Anliegen und Ideen der Jugendlichen für die Gemeinde und Region gesammelt. Die Analyse der Umfrage und die Anliegen wurden im Rahmen eines engage-Events präsentiert und gemeinsam mit Jugendlichen und Gemeindepolitiker*innen diskutiert und weiterentwickelt. Im Vordergrund stand dabei der direkte Dialog. Nun sollen verschiedene ausgewählte Anliegen gemeinsam umgesetzt werden.

Broschüre «Grundlagen der politischen Partizipation von Jugendlichen» (DSJ)

Jugendarbeit Regio Kerzers

Cosima Oesch
079 689 56 20
jugendarbeit@kerzers.ch

Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ

Seilerstrasse 9
3011 Bern
031 384 08 08
info@dsj.ch
www.engage.ch


Netzwerk regionale Jugendpolitik

Seit 2015 begleitet der Verband voja das Pilotprojekt «Regionale Jugendpolitik», in dem die Stadt Bern und verschiedene Agglomerationsgemeinden mitwirken. Ziel des Projekts ist eine enge regionale Zusammenarbeit im Bereich Jugendpolitik, mit welcher jugendpolitische Fragen zu den regionalen Bedingungen des Aufwachsens gemeinsam angegangen werden.

Verband offene Kinder- und Jugendarbeit Kanton Bern (voja)

Spitalgasse 28
3011 Bern
076 830 10 92
info@voja.ch
www.voja.ch


Projekt «PlurAlps»

Der Alpenraum durchlebt in den kommenden Jahren die kombinierten Herausforderungen durch eine alternde Bevölkerung und neue Migrationsmodelle. Daraus ergeben sich aber auch Möglichkeiten für soziale Innovation durch Vielfalt und einen bewusst verfolgten Pluralismus. Vor allem ländliche Regionen und Berggebiete brauchen neue Ansätze für eine gut verankerte Willkommenskultur. PlurAlps zielt darauf ab, Gemeinden, Unternehmen und die Zivilgesellschaft bei der Entwicklung einer Willkommenskultur zu unterstützen und dadurch die Attraktivität und den sozialen Zusammenhalt im ländlichen Raum zu stärken.

Die Hochschule Luzern (HSLU) führt ein Teilprojekt von «PlurAlps» zur Förderung der Integration von Portugies*innen in Tourismusregionen, u.a. in Regionen des Kantons Bern, durch. Das Projekt soll langfristig zur Attraktivität der Gemeinden und Regionen als Arbeits-, Wohn- und Tourismusstandorte beitragen.

Interreg Alpine Space PlurAlps

Regionalentwicklung Vorarlberg eGen
Robert Moosbrugger
robert.moosbrugger@telesis.eu
www.alpine-space.eu

Hochschule Luzern (HSLU)

Projektleitung
Prof. Beatrice Durrer Eggerschwiler
041 367 49 35
beatrice.durrer@hslu.ch
www.hslu.ch


+ -